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Interview: Geschäftsführer Ralf Schürmann im Gespräch mit dem Wirtschaftsspiegel Peine.
Ralf Schürmann ist Zeit seines Berufslebens in der Energiebranche tätig. Als überzeugter „Stadtwerker“ und Geschäftsführer der Stadtwerke Peine lenkt der gelernte Diplom-Ingenieur seit 2009 die Geschicke des regionalen Energiedienstleisters und setzt sich für kommunale Daseinsvorsorge ein.
Wirtschaftsspiegel:Könnten Sie unseren Lesern zunächst erklären, was unter dem Begriff “Daseinsvorsorge” zu verstehen ist?
Ralf Schürmann: Daseinsvorsorge bezeichnet die Grundversorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen. Auf die Stadtwerke bezogen gehört dazu die Versorgung mit Strom, Gas, Fernwärme und Wasser, aber auch die Bereitstellung von sozialer Infrastruktur wie beispielsweise Schwimmbädern und Parkhäusern. Es geht darum, die Lebensqualität und die Grundbedürfnisse aller Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen.
Wirtschaftsspiegel:Sie leiten ein kommunales Unternehmen, das eine breite Palette an Dienstleistungen anbietet. Wie wichtig ist die Daseinsvorsorge für die Menschen in der Region?
Ralf Schürmann:Die Bedeutung der Daseinsvorsorge kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie ist das Fundament für ein lebenswertes Umfeld. Wenn wir überlegen, dass jeder Tag mit einem Glas sauberen Wassers beginnt, das Licht angeht, wenn wir den Schalter drücken, oder dass wir im Winter nicht frieren müssen – all das sind Selbstverständlichkeiten, die hinter den Kulissen tagtäglich im Rahmen der Daseinsvorsorge gewährleistet werden.
Wirtschaftsspiegel:Was tragen die Stadtwerke Peine konkret zur Daseinsvorsorge bei?
Ralf Schürmann:Die Kernaufgabe der Stadtwerke Peine ist die Gewährleistung einer sicheren, preisgünstigen und umweltverträglichen Energie- und Wasserversorgung. Die enorme Bedeutung dieser Aufgabe wurde uns in der Energiekrise vor Augen geführt, die durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ausgelöst wurde. Durch ein vorausschauendes Risikomanagement ist es uns gelungen, die Krise gut zu bewältigen und die Auswirkungen der extremen Verwerfungen an den Energiemärkten für unsere Kundinnen und Kunden deutlich zu begrenzen.
Wir liefern aber nicht nur Energie und Wasser, sondern betreiben auch das P3 mit Hallenbad, Freibad und Sauna. Im P3 ermöglichen wir Schul- und Vereinsschwimmen und fördern Gesundheit und Prävention durch ein breites Kursangebot für alle Altersgruppen. Das P3 ist Begegnungs- und Sportstätte zugleich: ein Ort für Spiel, Spaß, Sport und Wellness.
Wirtschaftsspiegel: Welche Rolle spielt die Daseinsvorsorge für die Weiterentwicklung der Region?
Ralf Schürmann:Die Daseinsvorsorge ist ein entscheidender Faktor für die Standortattraktivität. Sie schafft die Voraussetzungen für wirtschaftliches Wachstum und zieht Unternehmen und Fachkräfte an. Daneben stärken wir durch unsere Geschäftstätigkeiten unmittelbar die Wirtschaftskraft im Peiner Land, indem wir Arbeitsplätze schaffen und lokale Ressourcen nutzen. Unsere Investitionen in Infrastruktur und die Wertschöpfung aus Dienstleistungen bleiben somit im Peiner Land und fördern das Wachstum vor Ort. Eine 2019 durchgeführte wissenschaftliche Studie kam zu dem Ergebnis, dass jeder Arbeitsplatz bei den Stadtwerken Peine weitere anderthalb Arbeitsplätze in der Region sichert.
Die Daseinsvorsorge sorgt für sozialen Zusammenhalt, indem sie allen Bevölkerungsschichten Zugang zu essenziellen Dienstleistungen ermöglicht. Kurz gesagt, sie ist eine Grundvoraussetzung für die Zukunftsfähigkeit unserer Region.
Wirtschaftsspiegel:Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?
Ralf Schürmann:Als Betreiber von Strom-, Wärme- und Gasnetzen kommt den Stadtwerken eine Schlüsselrolle für die Energiewende zu. Die Transformation hin zu einer klimaneutralen Energieversorgung erfordert immense Investitionen in die Infrastruktur. Das ist die wohl ambitionierteste Aufgabe in den nächsten Jahren.
Neben der Finanzierung der Energiewende sehen wir die größte Herausforderung in dem zunehmenden Personal- und Fachkräftemangel, denn die Vielzahl an Bauprojekten ist nur mit zusätzlichen und gut qualifizierten Mitarbeitenden zu bewältigen. Dabei sorgen Lieferkettenprobleme weiterhin für teils lange Projektlaufzeiten. Darüber hinaus werden unsere Mitarbeitenden durch eine immer komplexere Regulierung belastet. Das bindet Kapazitäten, die wir dringend für die Umsetzung der Transformation benötigen. Politische Rahmenbedingungen müssen deshalb verlässlich und förderlich für die notwendigen Investitionen sein. Gleichzeitig müssen die Entscheidungen zur Klimaneutralität von allen Akteuren und den Bürgerinnen und Bürgern aktiv unterstützt und mitgetragen werden. Daseinsvorsorge ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft und wesentlicher Bestandteil einer guten Lebensqualität. Und dazu gehört eine sichere, bezahlbare und nachhaltige Energieversorgung.
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